Wiedersehensfreude und bleibende Eindrücke

Fuldaer Schüler zu Besuch am Johanneum in Hoyerswerda

Der Wetterbericht verhieß wenig Gutes, als sich am Sonntag, 21. Juni 2009, 15 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8 bis 10, gemeinsam mit Inka Riccius und Christian Pießnack auf den Weg nach Sachsen machten. Die Laune der kleinen Reisegruppe trübten die düsteren Wetteraussichten jedoch keineswegs. So empfing uns die Klasse 9a des Johanneums/ Hoyerswerda am frühen Nachmittag nach einer erstaunlich unbeschwerlichen und reibungslosen 5½-stündigen Fahrt – in den letzten Jahren gab es da wegen Zugausfällen und erheblicher –verspätungen doch wesentlich mehr Probleme.

Kaum angekommen erwartete uns der erste Punkt des interessanten und vollen Programms – Hoyerswerda hatte sich einmal mehr viel einfallen lassen, um uns ein paar angenehme und erlebnisreiche Tage zu gestalten. Der ehemalige Oberbürgermeister, Herr Horst-Dieter Brähmig, zeigte uns einige interessante Ecken der Altstadt und verwies immer wieder auf die Parallelen zwischen der sächsischen Stadt und dem Fuldaer Land – schließlich gibt es mit Konrad Zuse eine verbindende Persönlichkeit, die in beiden Regionen aktiv war. Den Ausklang unseres ersten Abends bildete eine Grillfete im Innenhof der Schule, bei der sich die Fuldaer Jugendlichen auch einen Eindruck vom Johanneum machen konnten. Auch in diesem Jahr zeigten sich die Schüler erstaunt und begeistert von der außergewöhnlichen Architektur der Schule.

Ein Programmpunkt darf in keinem Jahr fehlen: die Reise nach Dresden. So führte uns der Montag in die Landeshauptstadt Sachsens und trotz der ergiebigen Regenschauer konnte jeder einen bleibenden Eindruck der wunderschönen Elbmetropole erhalten. Höhepunkte waren zweifelsohne die Besteigung der Kreuzkirche, von deren Spitze aus sich ein eindrucksvoller Blick über Dresden bot, die 2005 wiedereröffnete Frauenkirche sowie die anderen historischen Bauten in der Altstadt Dresdens.

Kompetent geführt wurden wir durch die Schülerinnen und Schüler der 9a, die sich im Vorfeld akribisch auf die wichtigsten touristischen Highlights vorbereitet hatten. Das Resümee der meisten mitgereisten Hessen war, Dresden auf jeden Fall noch einmal einen Besuch abzustatten und die Stadt genauer in Augenschein zu nehmen – nicht zuletzt auch wegen der hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten, die während einer ausgiebigen Shoppingtour getestet werden konnten.

Unsere Städtetour setzte sich am Dienstag mit einer Fahrt nach Bautzen fort. Neben einer Stadtbesichtigung führte uns der Weg in das ehemalige Stasi-Gefängnis, Bautzen II. Durch eine anschauliche Führung, die Konfrontation mit zahlreichen Einzelschicksalen sowie einen abschließenden Informationsfilm erhielten die Fuldaer Gäste einen Eindruck über das Funktionieren des Ministeriums für Staatssicherheit in der ehemaligen DDR sowie deren Vorgehen fern jeglicher Rechtsstaatlichkeit.

Unser vorletzter Besuchstag bot mehr Freiraum für den Einzelnen – schließlich galt es auch im zwölften Jahr unserer Partnerschaft den persönlichen Kontakt zu den gastgebenden Schülern und deren Eltern zu pflegen und ihr Leben näher kennenzulernen. Der Vormittag wurde jedoch erst einmal genutzt, um den Schwindelfreien und Wagemutigen ein Erlebnis zu bieten. Nach einer informativen Fahrt – erneut vorbereitet und durchgeführt durch unsere Gastgeber – durch das Lausitzer Seenland erreichten wir die F60, eine ausgediente Förderbrücke, welche bis 1990 im Braunkohletagebau dafür zuständig war, Abraum über große Distanzen zu transportieren, und seit einigen Jahren ein Besuchermagnet der Region ist. Reichlich 11.000 Tonnen Stahl auf einer Länge von über 500 Metern und einer Höhe von 80 Metern erwarteten uns am Rand eines ausgekohlten Tagebaurestloches, was seit einigen Jahren geflutet wird und einmal als renaturierter See ein Naherholungsgebiet werden soll. Bewaffnet mit farbenfrohen Helmen hieß es dann, all seinen Mut zusammenzunehmen und das mächtige Bauwerk zu erklimmen. Weiche Knie waren bei einem Großteil unserer Reisegruppe vorprogrammiert – allen voran bei den mitreisenden Lehrern, wobei der einsetzende Regen und der zunehmende Wind das Übrige dazu beitrugen. An der 80 Meter hohen Spitze angekommen bot sich jedoch ein toller Ausblick über die Region, der für die Strapazen mehr als entschädigte.

Nach dem freien Nachmittag stand am Abend des Mittwochs ein letzter Höhepunkt auf unserem Programm: Wir besuchten gemeinsam mit unseren Gastgebern eine Aufführung der „Drama Group Johanneum“, die mit Shakespeares „Der widerspenstigen Zähmung“ für tolle Unterhaltung und viel Kurzweil sorgte. Kaum ein Auge blieb dabei trocken.

Nach einer sehr herzlichen Verabschiedung durch den Schulleiter des Johanneums, Herrn Günter Kiefer, am Donnerstagmorgen hieß es dann für uns, Abschied zu nehmen. Am Bahnhof floss die eine oder andere Träne – wohl das deutlichste Zeichen, dass durch den Schüleraustausch mit dem Johanneum wirkliche Freundschaften entstanden sind, die einen Abschied sehr schwer machen. Von daher freuen wir uns auf den kommenden Austausch im nächsten Schuljahr.

Christian Pießnack



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