Geschichte

„Ohne solide Kenntnisse seiner Geschichte
kann kein Volk seine Zukunft sinnvoll gestalten.“

(Carlo Schmid, Erinnerungen, 1979)

„Aus der Geschichte lernen“ gilt seit der Antike als Maxime für kluges politisches Handeln. So greifen mündige Bürgerinnen und Bürger in der Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Herausforderungen auf Wissen über die Vergangenheit und auf Einsichten in geschichtliche Prozesse und Strukturen zurück. Sie erkennen die historische Bedingtheit soziokultureller Verhaltensweisen, politischer Systeme und gesellschaftlicher Entwicklungsperspektiven der Gegenwart.

Im gleichen Maße, wie Geschichtsunterricht die Fähigkeit der Lernenden entwickelt, solche Wirkungszusammenhänge herzustellen, bringt er die Schülerinnen und Schüler zu der Erkenntnis, dass es stets verschiedene Handlungsoptionen und -alternativen gab und gibt. Erst die Auseinandersetzung mit den historischen Handlungen zugrundeliegenden Interessen, Wertvorstellungen und Wirkungsabsichten ermöglicht eine (Werte-)Orientierung in der Gegenwart. Diese Orientierungskompetenz für Zeiterfahrung verhilft auch dazu, sich kritisch reflektierend gegenüber der Funktionalisierung von Geschichte durch Politik zu verhalten und sich in gesellschaftlichen Konflikten und Diskursen positionieren zu können.

Schwerpunkte des Faches Geschichte

Allgemeinbildung

Persönlichkeitsbildung

Wertebildung

Analysefähigkeit

Urteilsfähigkeit

Identitätsbildung, mündige Teilhabe

Interkulturalität/ Kommunikationsfähigkeit

Humanistisch-christliche Tradition

Freiheitlich-demokratisches Bewusstsein

 

Die fachspezifische Analyse- und Urteilsfähigkeit wird in der kritischen Auseinandersetzung mit epochalen Quellen bereits in der Sekundarstufe I angebahnt und erfährt in der Einführungsphase eine unterrichtliche Schwerpunktsetzung. Der Fachunterricht folgt dabei dem ereignischronologischen Prinzip.

Mit dem fakultativen Angebot eines dreistündigen bilingualen Fachunterrichts ab der Jahrgangsstufe 7 („Vorklasse“ in der Jgst. 6) leistet das Fach Geschichte einen wichtigen Beitrag zur interkulturellen Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler. Als Sachfachunterricht fördert das bilinguale Angebot die Sprachkompetenz, ohne dabei fachliche Inhalte zu vernachlässigen. Die Lernenden werden so zu kulturellen und sprachlichen Mittlern in einer multikulturellen, globalisierten Gesellschaft.

Der fachbezogene Schwerpunkt Wertebildung findet unter anderem mit den etablierten Exkursionen zur Gedenkstätte Buchenwald und zur Gedenkstätte Point Alpha seine Umsetzung. Hierbei steht das Wissen um die Diktaturerfahrungen der jüngsten deutschen Geschichte im Mittelpunkt. Die Auseinandersetzung mit der menschenverachtenden Ideologie und dem Terror des Nationalsozialismus sowie mit dem SED-Unrechtsstaat soll die Schülerinnen und Schüler befähigen, die Werte Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie zu achten und Verantwortung in einer solidarischen, pluralistischen Gesellschaft zu übernehmen. Von besonderem Wert sind dabei die unmittelbare Wirkung des historischen Ortes und das Erleben, wie Zeitzeugen Geschichte lebendig werden lassen.

 

Zum Abschluss des Schuljahres besuchen die zehnten Klassen traditionell die Mahn- und Gedenkstätte „Point Alpha“. Auch in diesem Sommer machten sich die Schülerinnen und Schüler der Winfriedschule auf den Weg in die Point-Alpha-Gemeinde Rasdorf im Biosphärenreservat Rhön. Dort angekommen erhielten sie nach einer kurzen historischen Kontextualisierung eine Führung vom „Haus auf der Grenze“ hinüber zum ehemaligen amerikanischen Stützpunkt „Point Alpha“. In Kleingruppen erkundeten die Zehntklässler mit Arbeitsaufträgen das Gelände der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Durch die Vorstellung der Arbeitsergebnisse rückte die Geschichte des Kalten Krieges in den Fokus der Betrachtungen. Zum Abschluss berichteten Zeitzeugen über ihre persönlichen Erlebnisse im Sperrgebiet der Grenze.

Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich am Ende des Tages beeindruckt von der Konzeption der neuen Ausstellung, von der Existenz des „Fulda-Gaps“ und mancher möchte den Ort zu einer der zahlreichen Veranstaltungen erneut besuchen.



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