Winfried Bonifatius, Patron der Winfriedschule

Zeitlebens ist für Winfried Bonifatius die Freundschaft mit Daniel, dem Bischof von Winchester (England), prägend. In einem Brief aus der Zeit 723-724 gibt Daniel ihm den Rat, in der Missionierung gelassen und mit Selbstbeherrschung vorzugehen, für den christlichen Glauben vernünftige Argumente vorzutragen, dabei aber die nicht an Christus Glaubenden  weder zu verhöhnen noch herauszufordern. Dieses Motto steht in hartem Kontrast zu Willibalds Behauptung, Bonifatius habe in Nordhessen die Donareiche gefällt, um dort die pagane („heidnische“) Bevölkerung für Christus zu gewinnen. Die nach dem Tod von Bonifatius entstandene „Vita des Bonifatius“ von Willibald neigt nicht nur hier, sondern an vielen anderen Stellen zur Übertreibung und wird in der heutigen historischen Forschung sehr kritisch eingeschätzt. Das von Willibald behauptete Vorgehen widerspräche auch einer Richtlinie des (etwa hundert Jahre vor Bonifatius lebenden) Papstes Gregor des Großen (590-604), der den nach England geschickten Missionaren davon abrät, pagane Heiligtümer zu zerstören. In den Briefen des Bonifatius ist erkennbar, dass Gregor der Große für ihn eine maßgebliche Instanz ist.

Vielleicht hat Willibald einen Rat des Daniel von Winchester an Bonifatius, „Heiden“ danach zu fragen, weshalb ihre für mächtig gehaltenen Götter diejenigen Christen verschonten, die „heidnische“ Götterbilder zerstörten, zur Grundlage dafür genommen, aus Bonifatius einen handgreiflichen Zerstörer der germanischen Religion zu machen. Oder Willibald hat eine tatsächliche Maßnahme des Bonifatius bei einem paganen Heiligtum, einem „synkretistischen“ (d.h. einem schon christlich gewordenen, aber von „heidnischen“ Denkgewohnheiten noch mitgeprägten) Personenkreis das Widersprüchliche von dessen Vorstellungen vor Augen zu führen, in einen anderen Zusammenhang gerückt (Mission bei einer paganen Bevölkerung) und dadurch ein falsches Bild von Bonifatius gezeichnet (so Klaus Schatz SJ, Frankfurt). Der heutigen kirchlichen Auffassung von Glaubensvermittlung widerspräche ein missionarisches Vorgehen in der von Willibald skizzierten Weise ganz entschieden.

Doch nicht erst der tote Bonifatius ist Opfer falscher Darstellungen. Bonifatius musste sich vielmehr bei seinem Einsatz für die Neuordnung kirchlicher Strukturen gegen falsche Anschuldigungen und gegen den Widerstand der rheinischen Bischöfe verteidigen, die das rechtsrheinische Germanien als ihr Interessengebiet betrachteten und in Bonifatius einen unliebsamen Störenfried sahen. Dass gerade Bonifatius (auf den drei fränkisch-bonifatianischen Reichskonzilien) gegen den damaligen „Filz“ mutig und mit klarer Perspektive vorging, ist eine seiner herausragenden Leistungen.

Der Kern dieser Perspektive ist die Einheit der Kirche. Die Verbundenheit mit Rom hat für Bonifatius eine geistlich-religiöse Dimension: letztlich weiß Bonifatius sich von Petrus selbst gesandt.

Als Bonifatius, inzwischen Leiter der friesischen Kirche, am 5. Juni 754 Neugetaufte in Mittelfriesland firmen will, wird er ein weiteres Mal Opfer, dieses Mal das Opfer hoher Aggressivität, wobei das Motiv für die Bluttat nicht mehr greifbar ist: Bonifatius wird in der Nähe des Ortes Dokkum bei einem Überfall von einer Schar ihm feindlich gesinnter Männer ermordet.

(hd)



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