Gedenken an Pogromnacht im November 1938

19.11.2019 21:14

Von: Robert Brand

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in Deutschland Synagogen in Brand gesteckt, Schaufenster jüdischer Geschäfte eingeschlagen, Geschäftsräume ebenso wie jüdische Wohnungen verwüstet, Menschen wurden misshandelt und auch getötet. Die Reichspogromnacht gilt als Auftakt der systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung unter den Nationalsozialisten - auch in Fulda.

Am 7. November 2019 fand aus diesem Anlass die diesjährige Gedenkveranstaltung der Stadt Fulda für die Opfer von Antisemitismus statt, zunächst auf dem alten jüdischen Friedhof am heutigen Jerusalemplatz und dann vor dem Standort der früheren Synagoge in der Straße "Am Stockhaus". In verschiedenen Reden, u.a. von Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, Wolfgang Hengstler von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Roman Melamed, dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, und Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber, wurde der Opfer von damals gedacht und vor dem heute wieder erstarkenden Antisemitismus gewarnt, wie er sich erst kürzlich in dem Anschlag auf die Synagoge in Halle gezeigt hat. Auch fünf Schüler der Winfriedschule hatten die Gelegenheit, mit eigenen Worten zu der Veranstaltung beizutragen. Richard Götz, Linus Greb, Brahim Greif, Julius Kniese und Simon Oehlke aus der Jahrgangsstufe Q3 mahnten ihrerseits an, im Gedenken an die Opfer Lehren aus der Geschichte zu ziehen. Sie riefen daher entschieden dazu auf, sich den heutigen Scharfmachern und ihrem antisemitischen und fremdenfeindlichen Gedankengut entgegenzustellen, ihren hässlichen Parolen zu widersprechen anstatt sie einfach hinzunehmen. Hier waren sie sich einig mit dem aus Chicago (USA) angereisten Ethan Bensinger, der einer ehemals in Hessen lebenden jüdischen Familie entstammt, die Mutter stammt aus Fulda. Bensinger warnte davor, dass jüdisches Leben in Deutschland heute in Gefahr sei - nicht nur, aber auch zu sehen am Anschlag von Halle.

Am Tag darauf war Bensinger auch zu Gast an der Winfriedschule, um Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 10 und 11 seinen Film "Refuge - Stories of the Selfhelp Home" zu zeigen und über das Schicksal der Juden zur Zeit des Nationalsozialismus zu sprechen. Für viele der Schülerinnen und Schüler war dabei spannend zu erleben, wie ein grundsätzlich aus dem Unterricht bekanntes Thema über konkrete Biografien an Anschaulichkeit und Eindringlichkeit gewinnt. Den Kontakt zu Ethan Bensinger hatte Anja Listmann vermittelt, die seit Langem zu jüdischer Geschichte in Fulda und der Region forscht.



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