"Stabat Mater": Mitreißender Abschluss eines großen Konzertprojekts

30.11.2017 23:29

Im Jahr ihres 95-jährigen Jubiläums kann die Winfriedschule Fulda auf ein weiteres Highlight in ihrer Schulgeschichte schauen: Am vergangenen Wochenende fand das Konzertprojekt „Stabat Mater“ mit einem fantastischen Abend in der Christuskirche seinen krönenden Abschluss.

Seit 2016 probte der Große Schulchor der Winfriedschule unter der Leitung von Musiklehrer Johannes Haubs das Werk „Stabat Mater“ des zeitgenössischen Komponisten Karl Jenkins ein. Es verarbeitet den Schmerz der unter dem Kreuz stehenden Mutter Christi und aktualisiert dieses Thema mit Blick auf das Leid in unserer heutigen Welt. Durch die Verbindung von musikalischen Traditionen aus verschiedenen Kulturkreisen lässt Jenkins dabei echte Weltmusik entstehen, die ihre Zuhörer mit auf eine Reise durch höchst abwechslungsreiche Klänge und Gefühle nimmt.

Das durfte das von Beginn an begeisterte Publikum erleben, als die etwa 60 Choristen das Werk nun aufführten. Der ausgewogene und frische Klang der jungen Stimmen bahnte sich vom ersten Akkord an einen Weg in die Herzen der Zuhörer. Feinfühlig getragen wurden die Sängerinnen und Sänger dabei von einem Projektorchester mit dem Konzertmeister Hans Drexl, das überzeugend harmoniert und anspruchsvolle Passagen souverän gemeistert hat. Dieses Projektorchester wurde extra für die Aufführung des Werkes Stabat Mater zusammengestellt, bereits im vergangenen Jahr war es in fast gleicher Besetzung an der Aufführung desselben Werkes in Hofbieber unter der Leitung von Mathias Dickhut beteiligt. Den Kontakt zu den größtenteils an der Hochschule für Musik in Würzburg ausgebildeten Orchestermusikern hat die Winfriedschule vor allem Silke Augustinski (Oboe), einer ehemaligen Winfriedschülerin, zu verdanken.

Als Mezzo-Sopran-Solistin überzeugte Marie-Luise Reinhard mit einem vollen und warmen Timbre. Mit ihrem großen Stimmambitus konnte sie besonders im sechsten Satz „Now my life is only weeping“ beeindrucken. Den Kontrast zur klassisch abendländischen Musiktradition personifizierte die orientalische Gesangssolistin Rita William mit ihrem Mann Rageed William (Duduk und Nay). Die beiden heute in Köln lebenden gebürtigen Iraker zauberten besonders im zweiten Satz mit improvisatorischen Gesangspartien in arabischer Sprache und kunstvoll verzierten Melodien auf dem armenischen Doppelrohrblattinstrument Duduk eine sehr authentische, orientalische Klage, die das Publikum klanglich in den mittleren Osten versetzte. Damit war der Bogen vom vertrauten Europa hin zu den Ländern der biblischen Geschehnisse gespannt.

In drei pantomimischen Einlagen („Gemeinsam einsam“, „Flucht vor dem Leid“ und „Standhalten“) visualisierten die Schülerinnen und Schüler des Kurses Darstellendes Spiel von Elke Happel aus der Jahrgangstufe 10/11 mit großer Ernsthaftigkeit und eindrucksvoller Körperspannung zentrale Aspekte aus Jenkins‘ Werk. Optisch vervollständigt wurde der Abend mit entlang der Außenwände der Christuskirche präsentierten Kunstwerken des Kunst-Leistungskurses der Winfriedschule und der Marienschule unter der Leitung von Raimund Roth. Mit Gemälden und Grafiken haben die Schülerinnen und Schüler Einblicke in ihre individuelle Bearbeitung des Themas „Stabat Mater“ gewährt. Ganz im Sinne der KulturSchule Winfriedschule waren im Programmheft außerdem sehr gelungene Prosa-Übersetzungen der lateinischen Textvorlage zu lesen, die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8FL unter der Anleitung von Lateinlehrer Martin Jansen in zeitgemäßem Deutsch erarbeitet hatten. Auch dank der finanziellen Unterstützung durch HKM, Förderverein, Elternspende und großzügige Sponsoren fügte der Abend sich so zu einem interdisziplinären Gesamtkunstwerk.

Nach dem furiosen Schlusssatz „Paradisi gloria“ hielt es das Publikum nicht mehr auf den Plätzen. Langanhaltender Applaus belohnte die Mitwirkenden und nicht zuletzt Projektleiter Johannes Haubs für die beeindruckende Darbietung.



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