Brutal schön! KulturSchule auf Exkursion in Wiesbaden23.01.2017 16:37
Von: Raimund Roth Die Leistungskurse Q1 und Q3 besuchen die Ausstellung „Caravaggios Erben“ im Museum Wiesbaden. Die Experten des Museums, die uns in zwei Gruppen zu einer „Dialog-Führung“ empfangen, wollen zuerst wissen, wieviel Schnee in Fulda und der Rhön liegt. In Wiesbaden gibt es davon nämlich keine Spur. Es kommt wohl sehr selten vor, dass sich aus Fulda jemand zu einem Museumsbesuch in Wiesbaden entschließt, entsprechend herzlich ist unser Empfang. Das Museum Wiesbaden präsentiert Glanzstücke des neapolitanischen Barocks. Dieses goldene Zeitalter der italienischen Malerei beginnt 1606 mit dem Eintreffen Caravaggios in Neapel. Mit dieser Sonderausstellung bietet sich für uns die einmalige Gelegenheit, die Intensität, Brutalität und Schönheit dieser Malerei in ihrer ganzen Dichte zu erleben.…. Eine herrliche Stadtansicht Neapels mit blauem Himmel und friedlich glattem Meer, weiße Häuser, Boote mit fröhlichen Menschen unter südlicher Sonne. Nur im Hintergrund deutet die kleine dunkle Rauchfahne des Vesuvs an, dass es hier auch ganz andere Zeiten geben kann. Im Kontrast dazu ein dunkles, in schweren Grautönen gehaltenes Gemälde, das das unbarmherzige Schicksal einer Stadtbevölkerung in den Zeiten der Pest drastisch vor Augen stellt. Besonders auf das Gemälde von Artemisia Gentileschi sind die Schüler gespannt, und das nicht nur, weil diese Künstlerin laut Erlass im Abitur „drankommen“ könnte. Gezeigt wird die Enthauptung des Holofernes durch die biblische Heldin Judith - ein schockierendes Thema, das sehr drastisch dargestellt wird, aber auch ein Bild das sehr fein gemalt wurde, mit erstaunlich fein abgestufter und leuchtender Farbigkeit. „Brutal und schön!“ Kein Wunder, dass dieses Werk fasziniert und verstört zugleich. Trotz der inzwischen technisch nahezu perfekten Möglichkeiten der Reproduktion von Kunstwerken: Die Betrachtung eines Originals ist für uns durch nichts zu ersetzen. Es scheint tatsächlich so etwas wie eine „Aura des Originals“ (W. Benjamin) zu geben. Die Wirkung der tatsächlichen Größe des Bildes, die Feinheit der Farben und die sichtbaren Spuren des Pinsels lässt sich nur direkt vor dem Werk erleben. Nach der „Dialog-Führung“ folgen die Schülerinnen und Schüler eigenen Interessen und suchen die Werke im Museum, auf die sie sich bereits individuell besonders vorbereitet haben. In kleinen Gruppen übernimmt jeweils eine die Rolle der Expertin für „ihr“ Bild, die den anderen hilft die Besonderheiten und Hintergründe zu erschließen. Das Museum besitzt neben vielen Alten Meistern die europaweit größte Sammlungen der Werke von Alexej von Jawlensky, zudem Werke der Wegbereiter der Moderne wie Schadow, Schuch, Liebermann, Corinth u.a. und der klassischen Moderne (Schmidt-Rottluff, Werefkin, Münter Nolde, Kirchner, Gontscharowa ) Auch die Kunst nach 1945 und zeitgenössische Kunst ist dort zu sehen: J.Beuys: “, der „Iglu“ von Mario Merz, und „Der Rote Waggon“ von Ilya Kabakov. Trotz der langen Anreise hat sich diese Exkursion gelohnt der Weg zur direkten Auseinandersetzung mit Werken der Kunst ist ein wesentliches Element unseres Selbstverständnisses als Kulturschule. | |
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