Verleihung des Karl-Miescher-Preises21.11.2010 13:21
Von: Werner Döppner Am 28. Oktober nahmen Johanna Wolz, Jannis Pieschner, Tim Stadtaus (stellvertretend für die an dem Projekt beteiligten Schülerinnen und Schüler) und Werner Döppner an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle für das Buch "grenzwertig" den Karl-Miescher-Preis 2010 entgegen. Anwesend waren mehr als 400 Gäste aus dem In- und Ausland. Es wurden drei 3. Preise, drei 2. Preise und ein 1. Preis vergeben. Hier Auszüge aus der Rede von Prof. Martin Oswald zur Verleihung des Karl-Miescher-Preises 2010: Sehr verehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender des Deutschen Farbrates, verehrte Prorektorin, verehrter Herr Kanzler, verehrte Ehrengäste, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Wettbewerb um den internationalen Karl-Miescher-Preis, der den Namen jenes hochverdienten Farbforschers und Preisstifters trägt, dessen Sohn mit Gattin ich ebenfalls ganz herzlich hier begrüßen darf. Es ist mir eine große Ehre, diesen renommierten Preis heute für ganz besondere Projekte verleihen zu dürfen. Die Farbe ist ein faszinierendes Phänomen, eine Erfindung unseres Gehirns und daher letztlich unergründlich. Farbe umfasst alles. Wer sich mit dem Begriff Farbe auseinandersetzt, kommt unweigerlich mit allen Fachdisziplinen in Berührung. Und wer über Farbe nachdenkt, stößt sehr schnell auf die großen Philosophischen Fragen. Nicht ohne Grund haben sich von Aristoteles über Goethe bis hin zu Wittgenstein Generationen von Denkern damit beschäftigt. Kinder meinen noch, es handelt sich bei Farbe um etwas Greifbares im Farbtopf, später erfahren wir im Unterricht etwas über die physikalischen Eigenschaften des Lichts, von der Optik der Lichtbrechung bis hin zur Quantentheorie, schließlich geht es im Fach Biologie um die Klärung der neurobiologischen Vorgänge im Gehirn. Am Beispiel Farbe läst sich die Welt selbst und unser Verständnis von ihr gut erklären. Abgesehen davon, dass der Luxus der Farbwahrnehmung eine, wenn nicht die zentrale Voraussetzung zur Entstehung von Kunst ist. Farbe sollte und muss somit ein ganz selbstverständlicher Teil unserer Bildung sein. Das Ziel des Preises Dieses Bewusstsein zu fördern, war das Ziel des Karl-Miescher-Preises 2010, der, so der Wortlaut der Ausschreibung, nach „Innovativen Ideen im Umgang mit Farbe im vorschulischen und schulischen Unterricht“ suchte. Das ist Ihnen, den Preisträgern aus den unterschiedlichsten Einrichtungen der vorschulischen und schulischen Bildung bei der praktischen und theoretischen Auseinandersetzung mit Farbe bestens gelungen. Eingereicht wurden 115 Projektbeiträge aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Die Beiträge umfassten Arbeiten aus dem ganzen Spektrum der Farbe zwischen Kunst und Wissenschaft, vom Malprojekt, über die Grafik, die Skulptur, das Theater, die Performance, die Architektur bis hin zum naturwissenschaftlichen Experiment. Die Jury Sie können sich denken, dass es der Jury nicht leicht fiel, aus der unerwartet großen Anzahl an wirklich großartigen Projekten eine Auswahl zu treffen. Dass es uns gelang, ermöglichte der hohe Sachverstand der Jurymitglieder, die aus den unterschiedlichsten Sparten – ganz ehrenamtlich – ihre Erfahrung und ihr Wissen zum Bereich „Farbe“ einbrachten. Ich möchte sie hier alle nennen: Frau Prof.in Dr. Birgit Eiglsperger, die an der Universität Regensburg den Lehrstuhl für Kunstpädagogik inne hat, Frau Prof.in Dr. Elisabeth Merk, Professorin für Stadtplanung an der Kunsthochschule Stuttgart und Stadtbaurätin von München, die also ein Lied davon singen kann, wie heftig die Auseinandersetzung allein um den neuen Anstrich eines öffentlichen Gebäudes sein kann, Frau Inga Wied und Frau Jasper Wied vom Deutschen Farben Zentrum, Innenarchitekten und Webdesigner aus Berlin, Frau Susanne Wied, Vorstandsmitglied beim Deutschen Farben Zentrum in Berlin und Spezialistin im Bereich Farbe-Raum-Gesundheit, Herr Prof. Dr. Axel Buether, Vorsitzender des Deutschen Farben Zentrums, der an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein u.a. die Grundlagen im Bereich Farbe/Licht vermittelt, Herr Prof. Dr. Johannes Grebe-Ellis, er lehrt Didaktik der Physik an der Leuphana Universität Lüneburg, Herr Timo Rieke, Designer im renommierten Studio von Coop Himmelblau in Wien, und schließlich Herr Prof. Axel Venn, Professor für Design an der FH-Hildesheim und international gesuchter Farbtrendforscher, der schon vorab aufgrund der Farbgebung des Logos einer Firma vorhersagen kann, ob ein Unternehmen erfolgreich sein wird oder nicht. Ihm möchten wir auch danken, dass er für die Auswahlsitzung sein wunderbares Berliner Atelier zur Verfügung gestellt hat. Ich selbst lehre Kunstpädagogik an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten. Die Auswahlkriterien So fragten wir, ob es gelungen sei, für die Wahrnehmung von Farben zu sensibilisieren, wir fragten nach dem Innovationsgrad, also danach, ob das Projekt einen neuen, ungewöhnlichen Beitrag zum Thema „Farbe“ leiste, wir versuchten zu bestimmen, inwiefern das vorgestellte Projekt einen echten Erfahrungs- und Wissenszugewinn in Bezug auf Kenntnisse im Umgang mit Farbe bewirke. Freilich interessierte uns auch die Methodik und Didaktik, die Fachwissenschaftliche Qualität, der Aufwand und die Qualität der Präsentation. Gleichzeitig suchten wir nach vorbildhaften Beispielen in möglichst allen Sparten der vorschulischen und schulischen Bildung bis hin zur Hochschule. All dies haben die Preisträger des Karl-Miescher-Preises 2010 auf hervorragende Weise erfüllt. Und da wir nicht sparsam mit der Preisvergabe umgehen wollten, haben wir neben dem ersten, den zweiten und den dritten Preisen zusätzlich lobende Erwähnungen ausgesprochen, die den Einsatz bestimmter Institutionen auf besondere Weise würdigen. Die Preisvergabe Lassen Sie mich nun die Preisvergabe vornehmen, der erste Preis muss freilich bis zum Schluss warten, das ist der Preis für den Preis. (...) Der erste Preis geht mit einem Preisgeld von 2000 € an das Projekt „Grenzwertig“ des Gymnasiums Winfriedschule in Fulda. Titel: Deutsche Teilung. Deutsche Einheit. Bilder und Gedanken. Ein Buchprojekt der Winfriedschule Fulda. Sie haben aufs Beste gezeigt, welches Potential in der Farbe steckt. In der Farbe als autonomes Ausdrucksmittel, in der Farbe als Botschaft, als Symbolwert, als Metapher. Ihre künstlerischen Arbeiten auf höchstem Niveau loten die Möglichkeiten des Themas in einem interdisziplinären, spannenden historischen Bezug aus und leisten damit gleichzeitig einen ästhetisch reflektierten Beitrag zur jüngeren Geschichte. Von der Literatur über die Kunst Im Zentrum der gestalterischen Auseinandersetzung Ihres hervorragend dokumentierten Projekts mit dem Titel „Grenzwertig“ steht Point Alpha, der ehemalige US Beobachtungsstützpunkt an der innerdeutschen Grenze. Die heutige Gedänkstätte zwischen Rasdorf/Hessen und Geisa/Thüringen bedeutete ein Jahr lang für die Schüler und Schülerinnen aller Jahrgangsstufen einen Ort der Erinnerung, der Aufarbeitung eines Abschnittes deutscher Geschichte, dem sie sich in Malerei, Fotoübermalungen und Texten näherten. „Grenzwertig“ war zunächst eine Initiative des Kunst-Leistungskurses der Staunend bewundern wir das Ergebnis Ihrer engagierten und facettenreichen Arbeit und freuen uns, Ihnen heute den Karl-Miescher-Preis 2010 überreichen zu dürfen. Herzlichen Glückwunsch! | |
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