Stabat Mater – Mütter, die im Leiden Stand halten28.03.2017 14:43
Von: Raimund Roth Eine Vernissage des Kunst-LK der KulturSchule WinfriedschuleIn der Marienschule fand am Donnerstag, den 16. März, eine außergewöhnliche Vernissage statt. Schülerinnen und Schüler der Winfriedschule und der Marienschule präsentierten eigene Kunstwerke, die sie in einem schulübergreifenden Kunst-Leistungskurs gestaltet haben. Der Leiter der Marienschule, Dr. Oswald Post, zeigte sich erfreut, zahlreiche interessierte Besucher in der historischen Aula begrüßen zu können. Das Thema der Kunstausstellung, „Stabat Mater“, geht auf ein christliches Gedicht aus dem Mittelalter zurück, in welcher Maria, die Mutter Jesu, im Zentrum steht, die auch unter dem Kreuz zu ihrem Sohn gestanden hat. Dr. Post hob die Bedeutung einer solchen Haltung für heute hervor: „Maria steht bei ihrem Sohn, auch in der Situation extremen Leidens und Sterbens. Angesichts der verbreiteten Verdrängung dieser Lebenswirklichkeit kann Maria uns als Vorbild dienen.“ Auf Initiative des Musikpädagogen Johannes Haubs, der an der Winfriedschule unterrichtet, wird „Stabat Mater“ derzeit als großes Schulprojekt verwirklicht, in dem die Fächer Musik und Kunst ihren je eigenen Beitrag leisten. Die Chöre der Schule studieren das anspruchsvolle Chorwerk „Stabat Mater“ des zeitgenössischen Komponisten Karl Jenkins ein. In diesem komplexen Werk verbinden sich klassische Klänge mit Elementen der Musik aus aller Welt. Es wird eine große Spannbreite an Emotionen erlebbar, von tief anrührenden, schmerzvollen Passagen bis zu hoffnungsvollen Ausblicken. Kunstlehrer Raimund Roth schilderte zunächst den Prozess, in dem sich der Kurs im Fach Kunst diesem anspruchsvollen Thema angenähert hat. Eine fremd wirkende, mittelalterliche Frömmigkeitsdichtung wurde bereitwillig und mit hoher Empathie von den Schülerinnen und Schülern erschlossen. Maria wurde als „Typus“ aufgefasst, der stellvertretend für das Leiden und die beharrliche Menschlichkeit der vielen Mütter der Gegenwart steht. Die Aktualisierungen sind zahllos: eine Mutter, die durch ein tragisches Schicksal ihr kleines Kind verliert, Mütter auf der Flucht, die das Leid ihrer Kinder mittragen, Mütter, die ihre älteren Kinder nicht mehr verstehen und durch Radikalisierung verlieren… In Gemälden, Grafiken sowie dreidimensionalen Objekten, die in der Marienschule erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden, haben die Schülerinnen und Schüler ihrer ganz persönlichen Auffassung Ausdruck gegeben. Mit einem Zitat aus dem japanischen Zen lud Roth die Besucher ein, sich auf die präsentierten Kunstwerke einzulassen, deren Sinn sich nur „Ishin Denshin“ erschließe, in der Übermittlung von „Herz zu Herz“. Auf Einladung des Kunst-LK waren einige Chormitglieder des großen Schulchores zur Vernissage erschienen, um die Anwesenden an der Probenarbeit an dem Chorwerk von Jenkins teilhaben zu lassen. Ein besonders emotionales Klangerlebnis bildete der Solovortrag von Frau Dorothee Haubs, im Wechsel mit den Klängen der Oboe, gespielt von der Schülerin Hanna Richter. Mit höchster Aufmerksamkeit lauschte das Publikum diesem Stück mit dem Titel „Lament“ - „Klage“. Begleitet am Klavier von Johannes Haubs sang der Chor anschließend die Nummern 7 „And the mother did weep“ und 11 „Fac, ut portem Christi mortem“ aus Jenkins‘ Werk. Der lang anhaltende Applaus bestätigte die große Leistung dieser jungen Musiker und weckte große Erwartungen. Für den November dieses Jahres ist geplant, das Chorwerk mit Unterstützung durch ein Orchester öffentlich aufzuführen. Nach diesem musikalischen Höhepunkt der Vernissage erläuterte Linn van Ophuysen, eine Schülerin des Kunstkurses, den Weg, auf dem die hier präsentierten Werke geschaffen wurden. „Am Anfang stand ein intensives Hören der Musik von Karl Jenkins. Davon haben wir uns inspirieren lassen und dann unseren Emotionen frei Ausdruck gegeben in Zeichnungen und Gemälden, auch in Gemeinschaftsarbeiten.“ Für die Ergebnisse wurde auch die Haus-Kapelle der Marienschule zu einem Ausstellungsort, der sich in besonderer Weise für das Thema „Stabat Mater“ eignet. Hier werden ausgewählte figürliche Werke präsentiert, z. B. Gemälde, die eine Frau zeigen, welche von Leiden umfangen ist, oder ein Mobileobjekt, das von der Kapellendecke dünne, halbtransparente Papiersegmente herabhängen lässt, auf denen die ersten Strophen des „Stabat Mater“ zu lesen sind. Schulseelsorger Sebastian Bieber verwies in einem geistlichen Impulsvortrag auf den christlichen Ursprung des Themas: „Ohne die hier vermittelte Hoffnung auf etwas jenseits der Grenze von Leiden und Tod ist es schwer, die vielen kleinen und großen ‚Kreuze‘ unseres Alltags zu tragen.“ Im Erdgeschoss setzten sich die Besucher intensiv mit den Werken auseinander. In Gesprächen zwischen den jungen Künstlerinnen und Künstlern und den Besuchern wurden die Vielfalt und Ausdrucksstärke der Werke gewürdigt. Zum Gelingen dieser Vernissage trug auch der kleine Imbiss bei, der von der Familie Schenk aus Bronnzell gestiftet und unter der tatkräftigen Hilfe von Frau Kretsch angeboten wurde. Die Ausstellung ist noch bis zum Beginn der Osterferien in den Räumen der Marienschule zu sehen. Während der Schulöffnungszeiten können Interessierte über das Sekretariat Zugang erhalten.
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